»Oma Nackich – Geschichten aus der Pflege alter Menschen« von Christin Norden |
Das erfolgreiche Ebook »Oma Nackich« jetzt endlich auch als gedrucktes Buch zum Selberlesen und Verschenken!
Oma Nackich – Geschichten aus der Pflege alter Menschen
von Christin Norden
92 Seiten ISBN 978-3-935259-47-7 Format 18 x 11 cm 9,95 € erschienen am 30. Juli 2013 im worthandel : verlag Bestellungen sind hier möglich, dann bekommst Du das Buch umgehend zugesandt. Bestellungen für den Buchhandel Dieser Titel ist am schnellsten bestellbar unter der Faxnummer 0351 – 850 74 918. Lieferung erfolgt innerhalb von 3 Tagen. |
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Vor ein paar Tagen hatte Oma sich mit einer ihrer ehemaligen Nachbarinnen verabredet. Oma hatte über fünfzig Jahre in ihrer Straße gelebt, und da es sich dabei um eine kleine Siedlung handelte, die kurz nach dem Krieg – überwiegend für Flüchtlinge – gebaut worden war, waren viele Familien dorthin gezogen, so dass man seit vielen Jahrzehnten in guter, vertrauter Nachbarschaft lebte. In dieser Zeit machte die Straße gerade eine Art »Verjüngung« durch: Die älteren Einwohner starben und neue, jüngere bezogen die kleinen Doppelhaushälften. Es war wirklich ein Wandel, der sich dort vollzog. Als Oma bei mir einzog, lebten gerade noch vier von den »Alten« in Omas Straße. Allesamt verwitwete Damen hohen Alters. Ich mochte die Siedlung, hatte ich doch viele schöne Erinnerungen an sie: Mein Opa hatte mir hier das Fahrradfahren beigebracht, ich kannte viele der Kinder, die dort ebenfalls regelmäßig ihre Großeltern besuchten, und heute noch stehen auf dem Spielplatz gegenüber von Omas Haus Spielgeräte, auf denen ich schon vor 44 Jahren herum geklettert war. Oma freute sich auf ihren Besuch. Ich hatte gerade den Tisch so richtig schön eingedeckt, als Frau Sönksen eine halbe Stunde früher als erwartet an der Tür klingelte. Die Begrüßung war herzlich, ich stellte schnell ein paar Nusstaler auf den Tisch und verschwand zum Bäcker, um ein paar leckere Tortenstücke für Oma und ihren Gast zu holen. Als ich kurz darauf – die Bäckerei war nur eine Straße weit entfernt – mit ein paar Sahneobstschnitten zurück kehrte, hatten die beiden Damen es sich schon am Kaffeetisch gemütlich gemacht und tunkten eifrig Kekse in ihren Kaffee. Mein Hund saß neben Oma und schaute etwas enttäuscht aus der Wäsche. Ich ging in die Küche, um die Sahneschnitten auf einem Kuchenteller anzurichten, als mein Blick plötzlich auf die Schale mit den Nusstalern fiel. Ich war mir sicher, sie vor Verlassen des Hauses auf den Kaffeetisch gestellt zu haben. Ich ging zurück ins Wohnzimmer, wo die beiden Damen immer noch eifrig ihre Kekse in den Kaffee tunkten: »Chrissie, Deine runden Kekse schmecken ja ganz gut, aber die sind ja knüppelhart – die sind gar nichts für alte Zähne!«»Ja, die sind gut«, erwiderte Frau Sönksen. »Da ist nicht so viel Zucker drin ..., sind das Vollkornkekse?« »Warum esst ihr denn nicht die Nusstaler? Die sind doch schön dünn und knusprig!« Oma erzählte von der Nussallergie, die Frau Sönksen hatte, und dass sie schnell in die Küche gelaufen war um die runden Kekse aus der Tupperdose zu holen. Ich schnappte mir die Kekse und ging gefolgt von meinem freudig wedelnden Hund Trotz, in die Küche. Dann rief ich Oma zu mir: »Hundekekse Oma! Nicht runde Kekse! Ihr habt dem armen Trotz die Kekse weggefuttert, kein Wunder, dass er da so enttäuscht sitzt!« »Und ich wunder mich, dass die Scheißdinger so hart sind«, kicherte Oma, um dann gleich darauf zu sagen: »Aber ehrlich Chrissie – die schmecken gar nicht so schlecht!« »Das sind Hundekekse, Frau Sönksen!« hörte ich Oma amüsiert rufen, als sie das Wohnzimmer wieder betrat, und ihre Nachbarin gerade im Begriff war, erneut von ihrem Keks abzubeißen. Mennooo! Hätte sie das nun nicht für sich behalten können? Etwas angewidert ließ Frau Sönksen die Hand mit dem gerade eingetunkten Keks sinken, nahm dankbar mein Angebot eines neuen Kaffees an und wurde zum Kaffeetrinken fortan bei uns nicht mehr gesehen. Frau Sönksen lud nun lieber selbst ein. |
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zuletzt
aktualisiert am 30. Juli 2013
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